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Sucre und Potosi

Fahrt La Paz - Sucre (La Paz, 28.07.2010)

Mitten in den Streik hinein

Wir buchten einen direkten Nachtbus von La Paz nach Sucre (Langdistanzbusse fahren leider immer Nachts in Bolivien). Der "Cama"-Bus war zwar uralt, hatte aber nur drei Sitze pro Reihe und diese liessen sich fast komplett kippen - ziemlich bequem (Cama=Bett).

So legten wir uns schlafen, um am Morgen in Sucre wieder geweckt zu werden. Leider war dem nicht so. Der Bus blieb vor Potosí einfach stehen. Nachdem wir einige Zeit weiter geschlafen hatten, stiegen plötzlich die Lokalen aus dem Bus aus und begannen ihr Gepäck auszuladen - seltsam. Des Rätsels Lösung war: Wir waren in einer Strassenblockade stecken geblieben! Leider wusste niemand wie lange dies dauern würde, so dass auch wir beschlossen, über die Blockade zu laufen. Wir packten unsere Sachen und liefen ungefähr einen Kilometer zwischen Steinen und sich an Feuern wärmenden Protestierenden durch, bis wir am andern Ende der Blockade ein Taxi nach Potosí fanden.

Gerade noch entkommen wir nach Sucre

In Potosí stiegen wir sogleich in den nächsten Bus nach Sucre. Das Abenteuer war aber noch nicht vorbei: Der Bus wurde kurz nach der Stadt wieder in einer Strassenblockade aufgehalten. Glücklicherweise wusste der Fahrer einen Umweg über eine extrem schlechte Kiesstrasse, auf der wir teilweise fast steckenblieben. Zu Ende der Kiesstrasse wurde dann sogar noch eine Maut eingezogen - sehr zum Unmut der bolivianischen Passagiere, welche lauthals protestierten. Die Stimmung wurde aber bald besser, als fliegende Händler in den randvollen Bus einstiegen und das ganze Team (die Passagiere) bei der Versorgung mit Trinken und Esswaren in die hintersten Sitzreihen mithalfen. Schlussendlich erreichten wir Sucre mit nur sechs Stunden Verspätung.

Wir warten den Generalstreik ab

Am nächsten Tag wurde in Potosí ein zweitägiger Generalstreik ausgerufen, wir konnten uns also sehr glücklich schätzen, dass wir doch noch nach Sucre weiter gekommen waren. So konnten wir den Streik in der hübschen Hauptstadt von Bolivien (Sucre) abwarten. Bolivien ist weltberühmt für seine Streiks und Strassenblockaden, von dem her durften wir uns fast glücklich schätzen, bei einer dabei gewesen zu sein ;-).

Sucre (Sucre, 28.-30.07.2010)

Die weisse Stadt

Sucre ist eine der zwei Hauptstädte von Bolivien (Sucre und La Paz sind wegen dieser Frage seit hundert Jahren im Streit). Die Stadt hat viele Namen, der zutreffendste ist wohl "Ciudad Blanca", die weisse Stadt. Die hübsche und makellos herausgeputzte Altstadt ist komplett weiss gestrichen, was hervorragend zum dunkelblauen Himmel kontrastiert. Die Stadt hat viel Geschichte, hier wurde zum Beispiel die erste Unabhängigkeitserklärung von ganz Lateinamerika unterschrieben.

Wir haben Sucre zuerst ausgiebig besichtigt und fotografiert, danach haben wir uns nur noch entspannt - wir konnten ja gar nicht weiterreisen ;-).

Sucre

Ein Volksfest zur Santa Ana

Als wir zum Aussichtspunkt "La Recolecta" aufgestiegen sind, waren die Strassen voller Kinder welche sich mit unzähligen Spielgeräten vergnügten - es war gerade das Fest der Schutzpatronin Santa Ana. Wir haben uns auf dem Aussichtspunkt in einen Liegestuhl gelegt, einen Erdbeer-Shake zu uns genommen und mit gutem Gewissen entspannt, denn wir konnten ja wegen dem Streik gar nicht weiterreisen ;-).

La Recolecta

Zurück zu den Ursprüngen

Das hervorragende Textilmuseum von Sucre ist mehr als nur ein Museum. Die Gründer haben der lokalen Bevölkerung dabei geholfen, die Webetechniken ihrer Vorfahren wieder zu entdecken und statt billiger Massenware wieder aufwendige Stücke zu fertigen - auch diese haben ihren Markt. Wir haben uns natürlich eines der wunderschönen Tücher als Souvenir gegönnt.

Webdemonstration im Textilmuseum

Spuren aus der Urzeit

Vor Sucre wurde in einem Steinbruch der umfangreichste Fund von Dinosaurierspuren der Welt gemacht. Wir haben das kleine Dinosauriermuseum besucht und einen Blick auf die Spuren geworfen, um etwas Zeit umzubringen und waren positiv überrascht.

Dinosaurier-Spuren

Aussichtspunkt auf die Spuren

Potosí (Potosí, 30.07. - 01.08.2010)

Der Streik holt uns ein

Wir machten uns auf nach Potosoí, sobald wir hörten, dass der Streik zu Ende sei. Am nächsten Morgen hatte sich die Lage leider zum Schlechteren gewendet: Die Protestierenden hatten ihren Streik auf unbestimmte Zeit verlängert! Peter konnte noch wie geplant seine Minentour absolvieren, danach fuhren aber keine Busse mehr aus der Stadt hinaus. Wir übernachteten nochmals und versuchten am nächsten Tag nach Uyuni weiter zu reisen. Wir sind vom Hostel Richtung Strasse nach Uyuni losgelaufen und haben glücklicherweise einen Chauffeur gefunden, dem noch zwei Leute für einen Privattransport mit Jeep nach Uyuni fehlten. Dank einem glücklichen Händchen beim Münzwurf (zwei weitere Touristen wären auch gerne mit) konnten wir das nicht ganz günstige Abenteuer starten. Zusammen mit dem Fahrer und vier weiteren gestrandeten Touristen liefen wir über eine Stunde quer durch die Stadt und entlang der Zugangsstrasse. Wir hatten natürlich alles Gepäck dabei und der Chauffeur und seine Frau schleppten abwechslungsweise einen riesigen Benzinkanister! Am Ende der Strassensperre angekommen, warteten bereits auch schon andere Autos, die (zu Recht) ein gutes Geschäft mit einem Privattransport machen wollten. Nun mussten wir nur noch einen Polizisten schmieren, und schon ging?s los nach Uyuni.

Gerade noch entkommen wir!

Später lasen wir in der Zeitung, dass über 30 Touristen zwei Wochen später immer noch in Potosí festsassen - wir konnten uns glücklich schätzen, so leicht entkommen zu sein!

Eine Kolonialstadt auf 4000 m ü. M.

Potosí selbst ist eine schöne Stadt mit vielen kolonialen Gebäuden und einer lebhaften Geschichte. Über der Stadt thront der Cerro Rico, der Silberberg, welcher der Stadt (und ganz Spanien) während der Kolonialzeit unermesslichen Reichtum gebracht hatte.

Cerro rico (reicher Hügel), Silberberg in Potosí

Koloniale Gebäude in Potosi

Minentour in Potosí

Im Cerro Rico arbeiten seit 500 Jahren Mineure am Abbau von Mineralien. Früher wurde hauptsächlich Silber abgebaut, heute ein Gemisch aus verschiedenen Erzen. Das unbegreifliche dabei ist, dass sich die Abbaumethoden in den 500 Jahren kaum verändert haben. Immer noch arbeiten die ärmsten der Gesellschaft unter unmenschlichen Bedingungen im Berg (zur Kolonialzeit wurde der Berg auch "Mund zur Hölle" genannt). Die Minenarbeiter arbeiten ohne jeden Schutz in der staubigen Luft in den bis zu 50°C heissen Tunnels im Berginnern und haben deshalb eine Lebenserwartung von nur 45-55 Jahren. Fast alles wird von Hand gemacht, das Erz von Hand oder mit Presslufthämmern abgebaut, anschliessend in Minenwagen verladen, welche dann von Hand nach draussen gestossen werden ? vier Leute ziehen einen zwei Tonnen schweren Wagen! Die Minenarbeiter essen nichts während ihrer Schicht, welche bis zu 24 Stunden dauern kann, sondern kauen Koka-Blätter. Diese verhindern Hunger und geben ihnen Energie. Heute arbeiten ca. 10''000 Arbeiter im Berg, welcher jederzeit einstürzen könnte. Alle hoffen auf den grossen Fund, welcher sie reich machen und ihnen ein besseres Leben fern von Potosí erlauben würde.

Verschiede Anbieter bieten Touren in die Minen an, bei welchen man die Minenarbeiter bei der Arbeit besuchen kann. Peter liess sich dieses Erlebnis natürlich nicht entgehen, Daniela war leider krank.

Zuerst kaufen wir Plastiksprengstoff und Koka-Blätter

Zuerst besuchten wir mit der Tour einen Mineuren- Markt, an dem wir Geschenke für die Arbeiter kauften: Plastiksprengstoff und Koka-Blätter - Dinge, die man keinesfalls versehentlich im Rucksack über die Grenze bringen sollte?

Die Erzverarbeitung - ein Wunder der Improvisation

Anschliessend besuchten wir eine Erz-Verarbeitungsanlage. Diese machte einen sehr provisorischen und unsicheren Eindruck.

Erz- Aufbereitungsanlage

Runter in die Hölle

Anschliessend ging's in die Mine. Dies war sehr eindrücklich. Wir Touristen hatten schon Mühe, uns nur in der Mine aufzuhalten:  Staubige Luft bis zu 50°C heiss, die Tunels so niedrig, dass wir fast kriechen mussten, eng und dunkel. Die Mineure hingegen arbeiteten mit vollem Körpereinsatz. Immer wieder mussten wir zur Seite springen, da einer der mit Erz beladenen Wagen vorbeidonnerte (unglaublich wie die Mineure rennen konnten, wo wir knapp gebückt durchkrochen). Wir waren jedenfalls froh, nach zwei Stunden wieder draussen zu sein und schätzten unser Leben zu Hause gleich noch etwas besser.

Minenarbeiter auf 24h Schicht

Zugang zum tieferen Minenlevel

Erz

Erz- Wagen

Ein wassergefuellter Tunnel