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Sarek Nationalpark in Nordschweden

Trekking quer durch den Park (Norrbottens län, 17.-29.8.2014)

Der Sarek Nationalpark gehört zum UNESCO Weltnaturerbe Laponia, einem riesigen Schutzgebiet im Norden Schwedens. Hier hat es nie dauerhafte Siedlungen gegeben, es ist immer noch total wild und ursprünglich. Der Sarek Nationalpark umschliesst die höchsten Berge Schwedens, nahe der Grenze zu Norwegen. Um den Park herum führt im Osten eine Etappe des berühmten Kungsledens, ein mehrere hundert Kilometer langer Fernwanderweg. Im Westen führt der Padjelantaleden um den Park. Beides sind gut ausgebaute und gekennzeichnete Wanderwege, mit Übernachtungsmöglichkeiten in Hütten.
Im Park selber gibt es aber kaum Wege, keine Hütten und auch keine Möglichkeit, Essen nachzukaufen - man ist hier ganz auf sich alleine gestellt. Gerade diese Herausforderung hat uns hier nach Norden gelockt! Wir haben uns eine Route ausgesucht, welche uns in 13 Tagen von Nord nach Süd im Zickzack quer durch den Park führte.

Tag 1 - Start der Tour in Änonjalme

Bootsfahrt von Ritsem

Zuerst ging's mit dem Boot über den Stausee nach Änonjalme, einer kleinen Samensiedlung am Rand des Parks. Der Park hat uns gleich nordland-typisch begrüsst: Schon auf dem Boot hat es zu regnen begonnen.

Start auf dem Padjelantaleden zum Vuojatädno

Den ersten Morgen wanderten wir auf dem gut ausgebauten Padjelantaleden - hier waren die Sümpfe noch mit Bohlenplanken überbrückt, sehr bequem. Zuerst gings zum wilden Fluss Vuojatädno, welcher uns bereits einen schönen Eindruck in die Natur der Gegend gab.

Erste Rentiere

Nach einem halben Tagesmarsch zweigten wir vom Padjelantaleden ab und wanderten quer durch ein Birkenwäldchen in Richtung einer Schlucht am Ostrand des Ahkka Massifs. Hier trafen wir auf unsere erste Rentierherde - sehr zu unserer Freude!

Übernachtung am Sjnjuvtjudisjávrásj

Nach einem schönen Wandertag mit sehr wechselhaftem Wetter (von Sonnenschein bis zu Regen hatten wir alles), schlugen wir zufrieden unser Zelt am See Sjnjuvtjudisjávrásj auf.

Tag 2 - Auf zum Niják

Ein beschwerlicher Weg

Zu Beginn des zweiten Tages hielten wir uns weit oben an der Bergflanke. Dies machte das Vorwärtskommen aber nicht gerade einfacher: Es ging quer durch Weidegestrüpp und überwachsenen Blockschutt. Dafür wurden wir mit einem Feld von Moltebeeren belohnt, welche wir als Dessert assen.

Der Vorteil des Herbstes

Bereits bei der ersten Furt, dem Suohttasjåkhå, konnten wir einen der Vorteile unserer Reisezeit erkennen: Den Hochwassermarken nach könnte der Fluss im Frühling durchaus schwer zu durchqueren sein. Nun lag die Hauptschwierigkeit darin, nicht auf den glitschigen Steinen auszurutschen.

Sturm

Auf dem Foto sind wir abends noch fröhlich grinsend zu sehen - wir freuten uns auf eine gemütliche Nacht, hatten wir unser Zelt doch zwischen drei Erdwällen ziemlich windgeschützt aufgestellt.
Leider brachten wir dann aber kaum ein Auge zu - Ein gewaltiger Sturm wackelte dauernd am Zelt, während der Regen nur so prasselte. Von nun an nahmen wir uns zur Suche von windgeschützen Zeltpltätzen jeweils extra viel Zeit...

Tag 3 - Das Ruohtesvágge

Diese angenehme Etappe führte uns durch die Wiesen des Ruohtesvágge. Wir nahmen es extra gemütlich um ums etwas zu erholen.

Interessante samische Sprache

Nach der Furt des Smájllájåkhå, kurz vor dem Boajs´jågåsj stellten wir unser Zelt an einem schönen Aussichtspunkt auf.
Hier ist es wohl angebracht, etwas über die Samischen Namen zu erklären: Die sind gar nicht so kompliziert wie sie auf den ersten Blick aussehen. Folgende Übersetzungen haben uns sehr genützt:

Samisch Deutsch
jågåsi kleiner Bach
jåhkå Fluss
jávrási kleiner See
ávrre grösserer See
vágge Trogtal
tjåhkkå Gipfel

Tag 4 - Ins Álgavágge

Planänderung

In Skárjá mussten wir uns nun endgültig entscheiden: Gehen wir wie geplant auf der Südseite des Rahpadalen weiter nach Osten, oder laufen wir durch das Álgavágge nach Westen.
Wir entschieden uns für den Westen, da uns das Rahpadalen noch zu schwierig vorkam.

Und die Sonne zeigt sich doch noch

Von Skarja aus genossen wir die wunderbare Aussicht auf den Ráhpjåhkkå. Zum ersten Mal liefen wir im T-Shirt.

Die alltägliche Heidelbeeren-Ernte

In der Fjällstation Ritsem hatte uns Norbert den Tipp gegeben, doch ein kleines PET-Fläschchen zur Beerenernte mitzunehmen - er hatte uns dann gleich seines vermacht. Dieses erwies sich als sehr praktisch: Jeden Tag füllten wir es mit Heidelbeeren, um am nächsten Morgen wieder etwas Frisches im Müesli zu haben.

Unser "Hauslemming"

An unserem Zeltplatz im Álgavágge stand bereits ein Windschutz aus Steinen - sehr bequem um darin zu Kochen. Allerdings bemerkten wir bald, dass der Ort schon bewohnt war. Kaum hatten wir unser Zelt aufgebaut spazierte das putzige Tierchen aus seinem Bau heraus und begann sein Abendessen zu sich zu nehmen. Wir konnten nun zwar den Windschutz nicht mehr nutzen, dafür war für Unterhaltung gesorgt.

Tag 5 - Über das Niejdariehpvágge

Sümpfe, so weit das Auge reicht

Bei uns in der Schweiz sind Hochmoore seltene Landschaften, welche speziell unter Schutz stehen. Im Sarek besteht der halbe Park daraus. Das ist zwar schön, führt aber auch zu Schwierigkeiten: Will man einigermassen trockene Schuhe behalten - bei einer zweiwöchigen Tour nicht ganz unerheblich - so muss man seinen Weg mit Bedacht wählen. Im Álgavágge stiegen wir deshalb immer höher an der Talseite empor, bis wir festen Boden vorfanden

Auf zum Pass

Das Niejdariehpvágge ist ein, für den Sarek, hoher Pass. Er verbindet das Álgavágge mit dem Sarvesvvágge. Uns bot er eine willkommene Abkürzung.

Spektakuläre Steinwüste

Der ganze Talboden des Niejdariehpvágge war mit flachen Steinplatten ausgelegt, welche eine ebene Fläche bildeten, als wäre ein Plattenleger am Werk gewesen.
Das Spannendste daran kan man auf dem Foto aber kaum sehen: Auf der ganzen Talbreite floss ein Bach, gleichmässig um die Steine herum.
Wir konnten die Landschaft aber nicht allzu lange bestaunen, da die Kombination von Nebelschwaden und eisigem Wind uns ziemlich in die Knochen fuhr. Glücklicherweise gab es auf der anderen Seite des Passes windgeschützte Absätze mit guter Aussicht zum Zelten.

Tag 6 - Das wunderbare Sarvesvágge

Im Nachhinein war das Sarvesvágge für uns das schönste der Sarek-Täler, die wir bewandert hatten: Wilde, mäandrierende Flüsse, eine spektakuläre Schlucht und abwechslungsreiche Vegetation liessen uns kaum mehr Vorwärtskommen vor lauter Fotografieren!

Geschliffene Felsen

Die in den Fels geschliffene Schlucht hat Peter total fasziniert. Hier konnte er nach Lust und Laune rumklettern und fotografieren - Daniela konnte kaum hinschauen!

Schön, aber anstrengend

Je tiefer wir ins Tal hineinkamen, desto wilder wurde die Landschaft. Wir liefen vorzugsweise auf den Schotterbänken des Flusses. Wo dies nicht möglich war ging's quer durch das hohe Weidegestrüpp. Netterweise hatten Rentiere uns kleine Wege hinterlassen, welchen wir folgen konnten. Trotzdem blieben wir ab und zu an den Ästen hängen. Wo kein Gestrüpp war, hatten sich grössere Sümpfe gebildet - auch nicht gerade einfacher zu durchwandern.

Tag 7 - Hoch zum Luohttoláhko

Morgensonne auf der Samenwiese

Am nächsten Morgen erwachten wir bei strahlendem Sonnenschein auf der Wiese Noajdevallda. Hier hatten sich früher die Heiler der Samen besammelt. Wir konnten die Wahl des Ortes gut nachvollziehen: Einer der schönsten Plätze im ganzen Sarek!

Mutprobe der Rentiere

Morgens besuchte uns sogar noch eine Herde Rentiere. Je grösser die Männchen waren, desto näher liefen sie zu uns hin. Das grösste traute sich sogar bis auf ein paar Meter an uns heran! Danach war ihm aber nicht geheuer, es spurtete sehr schnell davon. Scheinbar müssen sich auch Rentiere etwas beweisen...

Anstieg auf's Hochplateau

Als wir uns schlussendlich doch von der Szenerie losreissen konnten, gings durch das Trogtal Noajdévagge hoch zum Hochplateau Luohttoláhko.

Riesige Steinwüste

Das Luohttoláhko ist ein ausgedehntes Hochplateau auf ca. 1300 m. ü. M. Das spezielle Mikroklima hier führt dazu, dass fast nichts wächst. Zwischen den Steinen fühlten wir uns wie Ameisen in einem Sandkasten...

Der unendliche Regenbogen

Kaum waren wir auf dem Plateau angekommen, erschien auf der andern Talseite ein eindrücklicher Regenbogen. Eine wunderbare Aussicht: Farbiger Regenbogen vor Bergpanorama! Wir beeilten uns natürlich mit Fotografieren - solche Stimmungen halten ja nie lang an.
Zwei Stunden später bestaunten wir immer noch den gleichen Regenbogen, wir waren inzwischen übers halbe Plateau gelaufen und hatten unzählige Fotos geschossen - sogar Panoramas mit dem Regenbogen.
Dies führte natürlich dazu, dass wir viel zu spät begannen, einen Zeltplatz zu suchen. Dies erwies sich auch noch als ziemlich schwierig, da sich kaum ebene Flächen finden liessen. Da wir vor hatten etwas zu bleiben, wollten wir auch einigermassen windgeschützt wohnen, was die Suche nicht eben erleichterte.

Tag 8 - Pause

Nachdem wir nun sieben Tage mit schwerem Rucksack gewandert waren, hatten wir eine Pause dringend nötig. Wir nutzten den Tag um zu diskutieren, waschen und einfach nur faul in der Sonne zu liegen (selbstverständlich nicht im T-Shirt sondern mit Daunenjacke, warm war es nicht auf dem Hochplateau).

Tag 9 - Auf nach Thievra

Nach der Pause stand gleich eine spannende Etappe an: Wir liefen weiter nach Süden bis an den Rand des Plateaus, dann hoch und runter durch zwei Schluchten, immer den Bergflanken entlang.

Ein Tag mit Aussichten

Zuerst ging's zum Bálgatjåhkå dessen Schlucht wir etwas oberhalb folgten, um dann steil einen Grashang hoch zu einem Absatz aufzusteigen. Ab hier hatten wir eine super Aussicht auf das Tal Njoatsosvágge, welches von der Boarek-Ebene bis hoch in die Berge führt.

Schneehühner?

Unterwegs sahen wir öfters mal Schneehühner. Sie verliessen sich meistens auf ihre exzellente Tarnfärbung und dachten, wir würden sie nicht erkennen. Mit geschicktem Anschleichen konnten wir deshalb einige schöne Fotos erhaschen.

Tag 10 - Zum Gasskagårsåjågåsj

Wechselhaft schöne Aussichten

Bei wechselhaftem Wetter wanderten wir von Thievra aus in Richtung Boarek. Die Landschaft war wieder angenehmer, Wiesen und Seen anstelle von Steinen.

Basislager für die Gipfeltour

Gegen Ende unseres Trekkings wollten wir unbedingt einen Gipfel besteigen. Dazu bot sich der Boarektjåhkkå an: Eine lange Gipfelkette über der Hochebene Boarek, mit schöner Rundum-Sicht.
Um die Tour etwas einzukürzen übernachteten wir so nahe am Gipfel wie mögich.
Von unserem Zeltplatz aus hatten wir eine super Aussicht auf die spannende Boarek-Ebene: Ein Mosaik aus Sümpfen, Seen und Birkenwäldchen.

Tag 11 - Gipfeltour zu Boarektjåhkkå und Bårddetjåhkkå

Perfektes Gipfelwetter

Bei strahlendem Sonnenschein stiegen wir auf zum Boarektjåhkkå. Der Aufstieg war nicht allzu schwierig aber doch ziemlich anstrengend: der Berg ist eigentlich ein riesiger Steinhaufen aus Blockschutt.
Oben angekommen wurden wir vom Wind fast umgeblasen. Trotz all unseren warmen Kleider mussten wir uns hinter Steinen in Deckung bringen um dem Wind etwas ausweichen zu können! Die Aussicht von dort oben war aber absolut phänomenal: Im Süden liegt die vielfälgtige Boarek-Ebene, weiter weg die Nadelwälder um den Stausee bei Kvikkjokk. Nach Norden sind die kargen Täler Gaskasváe und Jjegnaváe zu sehen. Der Blickfang liegt aber im Nordwesten: Der eindrückliche Gletscher Bårddejiegna mit seinen spannenden Felsbändern.

Aufbruch zum Bårddetjåhkkå

Daniela stieg nun wieder ab zum Zelt, während Peter die ungefähr 10 km Weg auf dem Berggrat bis zum Bårddetjåhkkå unter die Füsse nahm. Der gesamte Weg bestand nur aus Blockschutt - wunderbar, wenn man gerne auf Steinen herumhüpft! Der Gletscher kam auf dem Weg immer näher und die Felswände wurden immer eindrücklicher.

Hamberg's Observatorium

Das alte Observatorium ist eine spannende Abwechslung auf dem Weg. Axel Hamberg baute es um 1911, um Wetterdaten zu sammeln. Die alten Geräte standen immer noch unberührt in der Gegend rum, man kommt sich vor wie in einer Zeitmaschine! Kaum vorstelbar hier auf diesem windumtosten Felsgipfel einen nordischen Winter zu verbringen!

Der Bårddetjåhkkå

Beim Aufstieg zum letzten Gipfel zogen sich die Wolken zusammen und der Wind frischte auf zum tobenden Sturm. Glücklicherweise hatte ich Handschuhe dabei - nach zwei Minuten Fotografieren ohne hatten meine Hände bereits derart gelitten, dass sie noch zwei Wochen lang schmerzten!
Da die Wolken noch höher lagen, konnte ich doch kurz die Aussicht geniessen, bevor es auf den langen Rückweg ging.

Tag 12 - Durch die Boarek-Ebene

Zurück auf den Wegen

Auf die letzten zwei Tage hatten wir uns besonders gefreut: Nach der langen Zeit im Gebirge waren wir gespannt, wie die Landschaft weiter unten aussah.
Zuerst wanderten wir durch das Mosaik aus Seen, Sümpfen und bewaldeten Inseln der Boarek-Ebene. Nach dem kleinen Samen-Dörflein gab es nun wieder einen ausgeprägten Wanderweg - Wir waren durchaus froh darum: Es wäre ziemlich schwierig geworden, selber einen Weg durch die Ebene zu finden.

Der Birkenwald des Fjälls

Der Birkenwald hat es uns besonders angetan. Aus dem dichten Bewuchs ragen die knorrigen Bäumchen mit der weissen Rinde hervor - sie sehen fast aus wie Baumgespenster. Sicher ziemlich unheimlich im Nebel! Im Gegensatz zu unseren Wäldern wachsen hier an der Baumgrenze nicht Nadelbäume, sondern Birken.

Gute Gesellschaft am Lagerfeuer

Abends stellten wir unser Zelt am wunderschönen Stuor Dahta See auf. Wir waren nicht die einzigen, die sich diesen Zeltplatz ausgesucht hatten: Die beiden Schweden Lina und Mikalis hatten die gleiche Idee gehabt. Sie luden uns spontan an ihr Lagerfeuer ein, wo wir dann die halbe Nacht hindurch über Gott und die Welt sinnierten.

Tag 13 - Spaziergang nach Kvikkjokk

Auf unserer letzten Etappe konnten wir es sehr gemütlich nehmen. Vor uns lagen nur noch knapp drei Stunden Wanderung durch Wälder bis an den Rand des Nationalparks.

Pilze, so weit das Auge reicht

Während der gesamten Tour hatten wir ständig Pilze gesehen. Die grössten davon hatten einen Durchmesser von 30 cm! Da die Einheimischen kaum Pilze essen wäre eine reichhaltige Ernte garantiert - nicht einmal Steimpilze werden hier gepflückt! Da wir aber selber keine Kenner sind, haben wir es auch nicht riskiert, welche zu essen.

Am Ziel: Fjällstation Kvikkjokk

Nach dreizehn Tagen Wandern in der Wildnis war die Fjällstation von Kvikkjokk der erste Aussenposten der Zivilisation. Dei Station hat ein wunderbares Flair: Die ganze Einrichtung ist sehr alt aber gut gepflegt und überall hängen alte Bilder von Bergtouren und Exkursionen in den Sarek.
Nach all der Zeit mit Fertigmenues und Pasta freuten wir uns natürlich besonders auf gutes Essen. Da dies hier natürlich allen so geht, bot das Restaurant ein herzhaftes Dreigang-Menu an. Das Rentier-Steak war hervorragend! Feines Essen und gute Gespräche mit Gleichgesinnten - kein schlechter Weg, sich wieder an Gesellschaft zu gewöhnen.

Abschied vom Fjäll

Den nächsten Morgen verbrachten wir mit viel Sonnenbaden und kleineren Spaziergängen in die Umgebung. Nachmittags ging's dann mit dem Bus wieder zurück nach Gällivare, wo wir am nächsten Morgen den Zug in Richtung Norwegen bestiegen. Vom Sarek nahmen wir viele schöne Eindrücke mit, sowie einen Heisshunger, der uns noch einige Wochen begleitete.