KwaZulu-Natal ist eine Provinz im Südosten Südafrikas.
Aus der Region stammt der Zulu-Stamm, auch heute noch sind die meisten
Einwohner hier Zulus.
Wir sind in der grössten Stadt der Provinz, in Durban, gelandet und
haben hier unseren Toyota Hilux 4x4 entgegengenommen. In der Provinz haben
wir fünf verschiedene Naturparks besucht und dabei unzählige
Wildtiere aus nächster Nähe beobachtet.
Nachdem wir in Ballito Proviant aufgestockt hatten besuchten wir
unseren ersten Wildtierpark. Dieser ist zwar etwa zwanzig mal kleiner
als der weltberühmte Kruger Park, soll aber mindestens genauso
schön sein. Wir sind zwei Tage lang im Park geblieben und haben
auch hier übernachtet.
Bereits beim Parkeingang wurden wir von einem Baum voller Webervögel
begrüsst, welche ihre lustigen Nester direkt neben der Strasse bauten.
Wir konnten uns anfangs nicht vorstellen, wie so eine Safari abläuft.
Es stellte sich heraus, dass damit einfach das Herumfahren
im Park mit dem Auto gemeint ist. Einzige Regel: Niemals aus
dem Auto aussteigen!
Wir lernten schon hier unser grösseres Auto schätzen.
Einerseits waren die unbefestigten Wege teilweise ziemlich rauh. Andererseits
sassen wir sehr hoch, was praktisch ist wenn man nicht aus dem Auto
aussteigen darf.
Die Safari hat sehr viel von einer Entdeckungsreise: Man weiss nie
was einem hinter der nächsten Wegbiegung erwartet. Teilweise sieht
man ewig lang kein Lebewesen, um dann plötzlich eine Nashornfamilie
direkt neben der Strasse zu entdecken. Wir haben bereits in den zwei
Tagen im iMfolozi die Big Five und unzählige weitere Tiere gesehen,
der Park hat seinem Ruf sehr gut entsprochen.
Drei Wochen vor unser Ankunft hatte es das erste Mal richtig geregnet. In der Zwischenzeit hatte sich die staubtrockene Ödnis in ein grünes Schlaraffenland für die Tiere verwandelt. Alle bekamen nun ihren Nachwuchs, die Impalas (oben rechts) hatten ihre Babys bis jetzt sogar im Bauch zurückgehalten.
Am Abend des zweiten Tages hatten wir schon unzählige Tiere gesehen - nur noch keine Giraffe. Kaum hatte Daniela den Wunsch ausgesprochen einer solchen zu begegnen stand eine neben der Strasse. Zuerst noch weit weg, aber nach einigen Minuten geduldigen Wartens kam sie schlussendlich ziemlich nahe.
Da man nachts nicht mehr mit dem eigenen Auto herumfahren durfte,
schrieben wir uns für die vom Park angebotene Nachtsafari ein. Im Schritttempo fuhren wir
die Parkstrasse entlang, während die vordersten zwei Teilnehmer
mit zwei starken Spotlampen in die Büsche leuchteten.
Immer wieder sahen wir Tiere, allerdings meistens nur sehr flüchtig.
Wir hatten sogar das Glück, einen Leopard zu sehen: Für einige
Sekunden blitzte eine gepunktete Katze im Scheinwerferlicht auf.
Als wir vom monotonen Brummen des Motors schon fast eingeschlafen waren
hatten wir die eindrücklichste Begegnung dieser Safari - plötzlich
zeigte sich ein Rudel Löwen im Scheinwerferlicht. Diese waren überhaupt
nicht scheu, sondern begleiteten uns ein Weilchen lang der Strasse entlang
im Unterholz.
Im iMfolozi Park bot sich die Möglichkeit, den Park mit einem Ranger
zu Fuss zu erkunden. Nachdem wir den ganzen ersten Tag im Auto sitzend
verbracht hatten, nahmen wir diese Möglichkeit gerne war.
Wir wanderten während drei Stunden entlang verschiedener Tierpfade,
während der Ranger immer wieder spannende Infos über die Natur
zum Besten gab. Einmal überraschten wir sogar ein Nashorn, welches
nach einer kurzen Denkpause mit hohem Tempo davonstob - kaum zu glauben
wie behände diese Tiere rennen können! An einem Aussichtspunkt
über dem "Black iMfolozi" Fluss konnten wir eine weile lang eine Gruppe Nashörner
beobachten, bevor es wieder zurück ging.
Wir waren schon auf dem Weg aus dem Park hinaus, als wir
einen Elefanten neben uns im Gestrüpp laufen sahen. Natürlich
blieben wir stehen um ihn zu beobachten - wir hatten ja vorher noch nie einen
wilden Elefanten gesehen. Es kam aber noch viel besser:
Plötzlich befanden wir uns inmitten einer Elefantenherde. Und diese
Herde war nicht einfach friedlich am Grasen. Die Elefantenbullen jagten
den Kühen sichtlich erregt hinterher, direkt neben dem Auto bestieg
einer eine Kuh! Langsam aber sicher wurden wir ziemlich nervös. Die
Elefanten waren nur wenige Meter von uns entfernt und selbst die kleineren
waren noch doppelt so gross wie unser Auto. Die Elefanten beachteten uns
aber gar nicht und zottelten nach einer halben Stunde gemeinsam davon.
iSimangaliso bedeutet "Wunder" in der Zulu-Sprache. Der ins UNESCO-Weltnaturerbe aufgenommene Park umfasst 200 km Küstenlinie von St Lucia bis an die Grenze von Mozambique. Hinter den zweitgrössten bewaldeten Dünen der Welt liegen viele Seen und Tümpel. Nebst sehr vielen Amphibien und Wasserlebewesen grasen hier auch dieselben grossen Wildtieren wie im iMfolozi-Park.
Wir haben den Park zuerst von St. Lucia aus erkundet, wo wir in einem sehr guten B & B übernachteten. Unser Gastgeber riet uns, nicht in St. Lucia sondern gleich am Cape Vidal baden zu gehen und rüstete uns kurzerhand mit Schnorchel, Taucherbrille und Badematte aus. Wir machten uns sogleich auf den Weg an den ungefähr 30 km östlich gelegenen Strand.
Nachdem wir ausgiebig im warmen indischen Ozean geschnorchelt hatten legten wir uns entspannt auf die Strandmatten. Unsere Ruhe währte aber nicht lange: Schon nach kurzer Zeit näherten sich putzige Affen. Diese waren natürlich nicht an uns interessiert, sondern an unseren Sandwiches, welche sie mit Argusaugen beobachteten. So richtig entspannen konnten wir uns deshalb erst, nachdem wir die Sandwiches gegessen hatten.
Auf der Rückfahrt vom Strand nahmen wir jeden möglichen Umweg, um die Tiere des Parks beobachten zu können und vielleicht eine neue Tierart zu sehen. Tatsächlich erspähten wir sogar die selten zu sehenden Kronen- und Rotduker.
Als die Sonne langsam unterging kreuzte auch noch ein Breitmaulnashorn mit seinem Jungen unseren Weg. Wir hatten bis jetzt bestimmt scho zwanzig dieser eigentlich recht seltenen Tiere gesehen. Später erfuhren wir, dass dies hauptsächlich eine Folge der (verhältnissmässigen) Kleinräumigkeit dieser Parks war: Kleine Regionen lassen sich besser vor den allgegenwärtigen Wilderern schützen.
Die Nilpferde im flachen Wasser der Seen im iSimangaliso Park waren der
Hauptgrund, wieso wir nach St Lucia kamen (nebst dem guten B & B,
bei dem wir super ausspannen konnten). Wir unternahmen deshalb mit dem
Tourunternehmen unseres Gastgebers eine Bootstour zu ihnen.
Die Tour war ausserordentlich Informativ, wir erfuhren einiges über
das Ökosystem des Parks und die doch ziemlich rauhen Sitten der
Nilpferde. So beissen sie sich immer
mal wieder mit ihren bis zu 70 cm langen Hauern, besonders Männchen
können untereinander recht aggressiv werden. Sie scheinen ein
sehr gutes Immunsystem zu haben, da auch tiefe Wunden schnell heilen.
Da das bei uns Menschen nicht so ist, sollte man sich den Tieren tunlichst
fernhalten. Es geht überall das Gerücht um, dass sie die gefährlichsten
Tiere Afrikas sind und mehr Menschen durch Nilpferde als durch alle andern
Tierarten umkommen. Beweisbar ist das natürlich nicht, in Afrika
führt niemand Statistiken.
Unsere Tour startete nachmittags um vier, da die Nilpferde zu dieser Zeit
langsam aufwachen. Den Tag verbringen sie liegend im flachen Wasser um
sich vor der Sonne zu schützen (Nilpferde bekommen leicht Sonnenbrand).
Nachts grasen sie wie Kühe an Land, Wasserpflanzen fressen sie keine.
Auf dem Weg zum Bhanga Nek verbrachten wir eine Nacht im uMkhuze Park.
Wir nutzten die seltene Gelegenheit, ein Stück zu Fuss durch den
Park zu gehen und unternahmen deshalb den Spaziergang durch den Feigenbaum-Wald.
Dieser Wald, mit seinen verschlungenen Feigenbäumen und den vielen
Vögeln war sehr ursprünglich und erinnerte uns an den Urwald
in Bolivien. Auf dem Rückweg begegneten wir sogar noch einer
Gruppe von Pavianen.
Die Wanderung befand sich ganz am andern Ende des Parks. Wir waren die einzigen Touristen auf der Tour und so fuhren wir zusammen mit einem Fahrer und dem Wanderführer durch den ganzen Park. Selbstverständlich begegneten wir wieder zahlreichen Wildtieren, unter anderem sehr wohlgenährten Zebras und einer Gruppe jugendlicher Breitmaulnashörner.
Die Sandwege des iSimangaliso-Parks an der Grenze zu Mozambique waren der eigentliche Grund, wieso wir einen grossen 4x4 Offroader gemietet hatten. Eigentlich wollten wir ursprünglich den ganzen Park der Küste entlang durchfahren. Unser Gastgeber in St Lucia riet uns aber davon ab, er kannte erfahrene Tourunternehmer, die dort stecken geblieben waren. Er empfahl uns stattdessen, von Kosi Bay zum Bhanga Nek zu fahren, wo wir auch Meeres-Schildkröten bei der Eiablage beobachten könnten.
Um bis zum Bhanga Nek fahren zu dürfen war eine Bewilligung der Parkverwaltung in Kosi Bay nötig. Da wir den Weg dorthin nicht auf Anhieb fanden (Strassenschilder gabs natürlich nicht) nahmen zwei Einheimische mit, welche uns über allerlei sandige Schleichwege dorthin navigierten. Schon dieser Teil des Ausflugs war ziemlich abenteuerlich, ohne 4x4 wären wir wohl schon vor dem Häuschen der Parkverwaltung steckengeblieben.
Beim Eintritt in den Park ging dann das Abenteuer erst richtig los. Die
gesamte Umgebung bestand aus bewachsenen Sanddünen. Da auf den Fahrspuren
natürlich kein Gras mehr wächst fuhren wir deshalb immer
auf mehr oder weniger losem Sand. Geradeaus ist dies natürlich kein
Problem, wir überquerten aber auch zahlreiche kleinere und grössere
Hügel. Um die Sanddünen hochzukommen war jeweils ausreichend Schwung nötig,
weshalb wir jeweils ziemlich durchgeschüttelt oben ankahmen. Die
grosse Bodenfreiheit war jedenfalls nötig, sonst wären wir
in den vielen Löchern steckengeblieben.
Navigiert hatten wir mit unserem Wander-Navi. Strassen waren natürlich
keine eingezeichnet, wir wussten aber wo wir hinmussten und wählten
jeweils die Piste, die in die gewünschte Richtung führte.
Nach zwei Stunden Fahrt wurden wir durch eine Barriere und einen Hinweis auf brütende Schildkröten gestoppt. Wir gingen mal davon aus, dass wir das Ziel erreicht hatten und machten uns auf die Suche nach dem "Community Managed Tenting", in dem wir übernachten wollten. Nach einigem Suchen fanden wir dieses auch (natürlich gab's auch hier kein Schild), allerdings befand sich da kein Mensch. Es dauerte dann nochmals ein Weilchen bis wir Wanda begegneten, der sich als einer der zwei offiziellen Turtle-Guides vorstellte. Er fand für uns den Zuständigen des Community Tenting, welcher uns die Schranke öffnete und uns eines der Zelte zuteilte. Bei Wanda meldeten wir uns dann für die abendliche Tour an.
Da wir noch genug Zeit hatten bis zur Tour, unternahmen wir einen
ausgedehnten Stranspaziergang. Wir staunten nicht schlecht, wie all die
Pflanzen im Sand wachsen konnten.
Auf dem Rückweg begegneten wir einem Schildkrötenforscher, mit
dem wir ein Weilchen über seine Arbeit plauderten. Er wohnte zusammen
mit seinem Sohn am Strand und verbrachte die Nächte damit, mit dem
Jeep den Strand entlang zu fahren und Schildkröten zu zählen.
Abends wurden wir dann tatsächlich von Wanda zur Tour abgeholt.
Zusammen mit etwa zwölf andern Touristen und einem weiteren Führer
spazierten wir den vom Mondlicht beleuchteten Strand entlang, immer
auf der Suche nach Schildkröten.
Unechte Karettschildkröten und Lederschildkröten
benutzen diesen Strand zur Eiablage. Sie schwimmen dem Strand entlang und
legen Nacht für Nacht ein neues Nest an, bis alle Eier gelegt sind.
Wir hofften darauf, eine dabei beobachten zu können.
Ab und zu sahen wir eine Spur, aber alle waren nach
einem kurzen Ausblick sofort wieder ins Wasser entschwunden. Wir vermuteten, dass
das in der Ferne sichtbare Gewitter und der starke Wind die Schildkröten
vom Eierlegen abgehalten hatte. Wir liessen uns aber davon nicht bremsen und
marschierten weiter den Strand entlang - was beweist, dass die Schildkröten
schlauer als wir Menschen waren.
Nach ungefähr 1.5 Stunden fanden wir doch noch eine Schildkröte bei
der Eiablage. Zuerst ging nur einer der Guides nachschauen, um uns herbeizurufen,
sobald die Schildkröte mit dem Eierlegen begonnen hatte. Eine halbe Stunde später
hatte sie ihr Nest fertig gegraben und begann mit der Eiablage. Wir konnten sie nun ausgiebig beobachten. Wenn wir
sie früher gestört hätten, wäre sie sofort wieder
zurück ins Meer geflüchtet.
Wir waren so auf die Schildkröte konzentriert, dass wir gar nicht
bemerkten, wie sich der Wind gedreht hatte. Er wehte nun nicht mehr zum Gewitter hin,
sondern vom Gewitter her in unsere Richtung. Anfangs hofften wir noch
darauf, dass wir es vor dem Gewitter zurück schaffen würden.
Leider war es nach der Hälfte des Weges schon über uns, wo das
Gewitter dann für den Rest der Strecke auch hängen blieb.
Wir hatten nun das zweifelhafte Vergnügen mitten in einem Gewitter
den Strand entlang zurück zum sicheren Auto laufen zu dürfen, während
in nächster Nähe neben uns auf die Dünen und ins Meer ständig Blitze
krachten und uns Sand und Regenwasser ins Gesicht peitschte. Immerhin
brauchten wir keine Beleuchtung, die ständigen Blitze erleuchteten
die Nacht taghell.
Glücklicherweise schafften es alle unbeschadet zurück zu ihren
Unterkünfte. Wir mussten aber noch über zwei Stunden komplett
durchnässt im Auto ausharren, bis das Gewitter endlich vorüber war.
Am nächsten Morgen nahmen wir Wanda zurück mit uns in die Stadt.
Er erzählte uns, dass dies ein ziemlich aussergewöhniches Gewitter
gewesen war, Verwandte hätten sich sogar bei ihm erkundet ob er es
unbeschadet überstanden hätte.
Nach dem Ausflug zum Bhanga Nek hatten wir dringend Erholung nötig.
Wir fuhren deshalb zum Thembe Elephant Park und mieteten uns ein kleines
Häuschen in der Masizwani Lodge. Dort unternahmen wir eine Tour durch
den Park mit Craig, welcher die Lodge zusammen mit seiner Schwester und Mike
führt. Aufgrund des immer noch ziemlich starken Windes sahen wir kaum
Tiere. Craig nahm dies aber gelassen und erzählte uns viel Spannendes
über die Bäume und Pflanzen des Parks, sodass die Tour trotzdem
äusserst lohnenswert war.
Abends unterhielten wir uns ausgiebig mit unseren Gastgebern und genossen
ein gutes Nachtmahl, bevor wir in den weichen Betten wegschlummerten.
Am nächsten Morgen waren wir derart erholt, dass wir noch einmal einen Park auf eigene Faust erkunden wollten. Wir liessen uns von Craig eine optimale Route zeigen und nahmen diese kurz darauf unter die Räder. Bereits beim Mahlasela Wasserloch hatten wir grosses Glück: Eine ganze Elefantenherde hatte sich zum Morgenbad eingefunden. Sogar Isilo, der Elefant mit den grössten Stosszähnen kam noch vorbei und setzte sich vor unserer Linse in Pose.
Den Rest des Tages kurften wir auf den Sandpisten des Parks herum, ausser uns, den Tieren und zwei Begegnungen mit Tourfahrzeugen sahen wir kaum andere Leute. Abends machten wir uns dann auf in Richtung der Drakensberge.