Um von Cusco nach Puno, am Titikakasee zu kommen, haben wir einen Touristenbus genommen, welcher an verschiedenen interessanten Orten am Weg gehalten hat. Wir hatten einen hervorragenden Guide dabei und so wurde alles noch viel interessanter.
Unser erster Stopp galt der Kirche in Andahuaylas, deren Innenleben die Verschmelzung der katholischen mit der Religion der Inkas zeigt. Wie auch schon in Mexiko haben die Leute die katholische Kirche als Religion akzeptieren gelernt, bringen aber immer noch in aller Selbstverständlichkeit Opfer für ihre Götter, hier Vater und Mutter Erde.
Raqui war ein wichtiger Handelsplatz der Inkas. Hier wurde Alpakafleisch und -wolle von Lamas aus dem Hochland hergebracht und gegen Früchte und Gemüse aus dem Tiefland getauscht. Grosse Speicher zeugen heute noch vom einstigen Handel.
Am höchsten Punkt der Fahrt gab es einen kurzen Foto- und Souvenirstopp.
In Pukará hat jedes Haus zwei Stiere aus Keramik auf dem Dach, welche die bösen Geister vertreiben sollen.
Weiter ging es auf dem Hochlandplateau (Altiplano) vorbei an einsamen Häusern und Alpaka-, Kuh- und Schafherden.
Puno ist ein kleines Städtchen, das neben der Agrarwirtschaft vor allem vom Schwarzmarkt lebt, der durch billige Güter aus dem benachbarten Bolivien gespiesen wird. Viele Häuser bleiben unvollendet, damit deren Bewohner keine Steuern bezahlen müssen. Wir haben Puno vor allem als Basis für die Erkundung einiger Inseln im Titikakasee genutzt.
Wir waren überrascht in Puno ein hübsches Dampfschiff anzutreffen. Das britische Dampfschiff Yavari wurde 1861 von der peruanischen Regierung erworben, in kleine Teile zerlegt und von Maultieren vom Pazifik über die Anden bis nach Puno getragen. Das Projekt dauerte statt der geplanten 6 Monate ganze 6 Jahre und es gingen einige Teile auf dem Weg verloren! 1870 ging es schliesslich auf See und blieb über 100 Jahre im Betrieb. Zurzeit wird es in ein Bed&Breakfast umgewandelt und soll irgendwann auch wieder regelmässig den Anker lichten.
Wir haben doch noch Gelegenheit gefunden, das Nationalgericht, gegrilltes Meerschweinchen zu probieren. In diesem edlen Restaurant war es allerdings nicht mehr als solches zu erkennen - anders auf den Märkten, wo es am Stück angeboten wird.
Von Puno aus sind wir mit einem Boot zu einer zweitägigen Inseltour auf der Peruanischen Seite des Titikaka-Sees aufgebrochen.
Zuerst ging es zu den schwimmenden Inseln von Uros. Das Volk der Uros lebt seit Zeiten der Inkas auf selbstgebauten Inseln im Titikaka-See. Wir wurden vom Dorfchef einer der Inseln empfangen, welcher uns erklärte wie die Inseln hergestellt werden:
Zuerst müssen Blöcke von schwimmendem Bodenmaterial (Schilfwurzeln), in einem andern Teil des Sees geerntet werden. Diese werden zusammengebunden und anschliessend wird getrocknetes Schilf darauf aufgeschichtet. Nun muss nur noch regelmässig neues Schilf aufgelegt werden (1-2-mal monatlich) um die Inseln für Jahrzehnte zu erhalten.
Früher wurde alles aus Schilf hergestellt. Vor der Einführung der Eukalyptusbäume gab es hier auf dieser Höhe keine Bäume. So sind die Häuser, Möbel und verschiedene Typen von Schiffen aus zusammengebundenem, getrocknetem Schilf erstellt. Scheinbar wurden die Schilfboote sogar auf hoher See eingesetzt!
Heute leben die Dorfbewohner (die immer noch auf den Inseln leben) hauptsächlich von den unzähligen Touristen, welche sie besuchen. Die Schilfboote werden auch nur noch für die Touristen gebaut, die Uros selber gehen längst in Holzbooten zum Fischfang. Ein Holzboot hält 6 Jahre, während ein Schilfboot höchstens 6-7 Monate überlebt. Wir fanden dies aber nicht so schlimm, immerhin können sie so noch einen Teil ihrer Tradition erhalten ? ohne Touristen gäbe es bestimmt schon lange keine Schilfinseln mehr. Die Leute auf den Inseln waren jedenfalls zufrieden mit ihrer Situation, hatten sie doch nun endlich genug Geld um ihre Kinder zur Schule schicken zu können.
Nach den schwimmenden Inseln sind wir zur Insel Amantani gefahren. Dort wurden wir verschiedenen Familien zugeteilt, bei denen wir übernachteten und die uns Mahlzeiten zubereiteten. Wir zwei kamen zur Familie von Gloria, welche noch ganz ursprünglich leben: Sie haben keine Elektrizität, Wasser gibt es nur an einem Wasserhahn vor dem Haus und gekocht wird auf dem Holzfeuer in der rauchigen Küche. Wir haben ihnen einen Sack Lebensmittel als Geschenk mitgebracht, was sie sehr gefreut hat - wir assen jedenfalls danach sehr gut ;-). Dies war das genaue Gegenteil der Uros: Die Leute auf dieser Insel leben wirklich noch wie früher, sie nehmen einfach Touristen als Gäste auf. Uns hat der Besuch sehr beeindruckt, so konnten wir in das normale Leben der Mehrheit der Peruaner Einblick nehmen.
Immer wenn wir uns mit unserer Tourgruppe trafen, wurden wir von unserer Gastgeberin Gloria begleitet. Dazu musste sie sich aber immer kurz umziehen in die traditionelle Tracht - zu Hause hatte sie auch einen Fleece-Pullover an ;-).
Abends sind wir zusammen zu einem Gipfel der Insel aufgestiegen, um den Sonnenuntergang anzuschauen. Auf dem Gipfel ist auch eines der zwei Heiligtümer der Insel (Vater und Mutter Erde), welche immer noch verehrt werden - selbstverständlich sind diese Tabu für die Touristen.
Abends gab's noch ein kleines Fest, für das wir alle in Trachten eingekleidet wurden.
Am nächsten Tag fuhren wir zur Insel Taquile, auf der wir einen Spaziergang machten. Auch diese Insel lebt vorwiegend vom Ackerbau auf den künstlichen Terrassen. Bekannt ist die Insel vor allem für die Trachten ihrer Einwohner, welche immer noch von Frauen und Männern getragen werden. Vieles kann an der jeweiligen Kleidung abgelesen werden, so sind zum Beispiel Männer, die eine rote Zipfelmütze tragen, verheiratet, solche mit einer rot-weissen sind ledig und die lokalen Führer tragen kunterbunte Mützen. Natürlich stricken die Männer ihre Mützen selbst!