Palenque war unser erster Stopp im Staate Chiapas. Das Städtchen liegt am Rande eines hügeligen Tieflandregenwaldes und beherbergt eine der bekanntesten Maya-Ruinen. Rundum liegen kleine Dörfchen der Maya-Indianer.
Wir haben in der gemütlichen kleinen Backpacker-Siedlung "El Panchan" im Urwald in der Nähe der Ruinen gewohnt. Das Palapas (ein kleines Hüttchen) hatte riesige Fenster mit Moskitonetzen statt Glas, so dass man morgens vom ohrenbetäubenden Gepfeife der Zikaden oder vom Geschrei der Brüllaffen geweckt wurde. Abends assen wir jeweils im Restaurant "Don Mucho", das seinem Namen gerecht wurde und in dem ausserdem jeden Abend verschiedene Live-Bands auftraten.
Wir gingen ins Städtchen, um ein Paket mit Souvenirs,
kubanischen Zigarren und DVDs mit Fotos nach Hause zu schicken. Nach langem
Suchen fanden wir einen Paketversender, der uns nach einem längeren Telefon Bescheid
gab, dass wir nur die DVDs heimschicken könnten, für alles andere bräuchten wir
eine Genehmigung des Zolls, welche nur in grösseren Städten zu bekommen sei.
Wir gaben uns aber nicht geschlagen und suchten einen weiteren Versanddienst
auf. Die Dame beim zweiten Geschäft teilte uns mit, sie könne das Packet nicht
versenden, die offizielle Post könnte es aber.
So gingen wir zur Post, wo alles scheinbar nicht das geringste Problem
darstellte. Der Pöstler sagte uns nur, wir sollen alles gut einpacken und schickte
Daniela zur Papeterie um ein Umschlagpapier zu kaufen, das er danach
fachmännisch um das Packet wickelte. Das ganze wurde auf einer uralten Wage
gewogen, danach wie gewohnt abgeschickt. Wir haben beim Herumirren wenigstens
die Stadt ein bisschen kennen gelernt ;-)
Wir haben von Palenque aus eine Minibus-Tour zu den Wasserfällen Mizol-Ha und Aguas Azul unternommen. Diese Touren sind jeweils sehr günstig und unkompliziert. Man wird am Morgen abgeholt und bei jedem Stopp erhält man eine gewisse Zeit zur Verfügung nachdem man wieder beim Bus sein muss. Normalerweise reicht die Zeit gut aus. 40 Minuten beim schönen Wasserfall Mizol-Ha waren allerdings etwas knapp für uns, da wir mit Stativ Langzeitbelichtungen machten.
Etwas in Eile erkundeten wir die schönen Wasserfälle. Trotzdem konnten wir schöne Fotos schiessen und entdeckten sogar einen kleinen weissen Frosch.
Aber Mizol-Ha gab nur einen kleinen Vorgeschmack auf die
Schönheit von Aguas Azul. Dies ist eine Serie von Wasserfällen aus
unglaublich türkisblauem Wasser inmitten eines dichten Urwalds. Im unteren
Teil der Fälle kann gebadet werden - eine sehr willkommene Erfrischung in
diesem feuchtheissen Klima. Hier hatten wir dann zum Glück ganze 3 Stunden Zeit
für die Erkundigung.
Wie überall in Mexiko wird die Anwesenheit von Touristen
(Mexikaner und Ausländer) geschäftstüchtig genützt. Der Weg entlang den
Wasserfällen ist belegt mit Souvenirshops und Restaurants. Wir haben uns
frische, gekühlte Kokosnüsse gegönnt - lecker :-P.
Die Ruinen von Palenque sind vielleicht nicht die grössten, aber gehören bestimmt zu den eindrucksvollsten. Der Hauptgrund liegt darin, dass die Ruinenstadt mitten in den ersten Hügeln des Tiefland-Regenwaldes liegt. Das Gebiet um die Ruinen herum ist ein Biosphären-Reservat, die Ruinen selbst sind ein UNESCO-Weltkulturerbe.
Bevor wir die Ruinen selbst anschauten, unternahmen wir eine geführte Tour durch den umliegenden Urwald. Unser Guide erzählte uns dabei viel über die Maya, wie sie lebten und die Pyramiden bauten sowie einiges über die Arbeit der Archäologen. Bisher wurde nur ein winziger Teil der Stadt ausgegraben und restauriert, die restlichen Gebäude lassen sich an den bewucherten Hügeln in der Umgebung erahnen. Im dichten Blättergewirr sind Tiere schwer auszumachen. Wir hörten deshalb mehr als wir sehen konnten. Trotzdem bekamen wir, nebst vielen Sommervögeln, Fröschchen und einem Eichhörnchen, sogar einige Affen vor die Linse.
Während der Tour hörten wir plötzlich ein lautes Gebrüll - die Brüllaffen! Sofort sind wir im Eilschritt den Geräuschen gefolgt, bis wir auf eine Gruppe von Verhaltensforscherinnen trafen, welche eine Familie der Affen hoch im Blätterdach beobachteten. Wir gesellten uns ein Weilchen zu ihnen und beobachteten das lebhafte Treiben - das erste Mal konnten wir Affen in Freiheit sehen! Erstaunlich, wie gefürchig die kleinen Brüllaffen tönen - so mächtig dass sie als Vorlage für die Stimme des Dinosauriers Rex im Film Jurassic Park gedient hatten!
Die Maya Ruinen von Palenque gehören zu den am besten erforschten
der Region. Hier wurde in den 50'er Jahren das hervorragend erhaltene
und reich geschmückte Grab des Herrschers Pakal gefunden. Es
wurden sehr viele Hieroglyphen entziffert, welche Aufschluss über den Aufstieg
und Fall der Stadt gaben.
Palenque war eine mittelgrosse Stadt, wesentlich kleiner als Teotihuacan
oder Tikal, aber dennoch eine Regionalmacht. Die ältesten Gebäude
gehen auf das 4. Jahrhundert nach Christus zurück, im 8. Jahrhundert
wurde die Stadt schliesslich aufgegeben - somit gehört sie zur
klassischen Maya Periode, sie ist fast 1000 Jahre älter als Chichen-Itza.
Besonders eindrücklich fanden wir die Lage der Stadt im dichten
Urwald. Die riesigen Dimensionen der Gebäude werden einem sehr gut
bewusst, da man auf alle aufsteigen darf - abends hatten wir fast
Muskelkater vom ständigen Treppenlaufen!
Zu den Ruinen gehört ein exzellentes Museum, in dem die fragileren Funde, zahlreiche Reliefs und Tongefässe gezeigt werden. Besonders interessant für uns war der Sarkophag von Pakal, welcher hier in einem Plexiglas-Nachbau der Grabkammer des Templo de las Inscriptiones gezeigt wird. Die Platte auf dem Grab wurde nämlich vom Schweizer Erich von Däniken als Bild eines Maya-Königs in einem Raumschiff gedeutet - scheinbar ein Beweis, dass die Maya von UFO's besucht wurden! Uns erschien aber die sehr viel wissenschaftlichere Erklärung der verschiedenen Symbole nach der Maya Mythologie wesentlich glaubwürdiger.
Wir haben von Palenque aus eine weitere Minibus-Tour unternommen, welche uns zu zwei Mayastätten an der Grenze zu Guatemala geführt hat.
Yaxchilan war eine wichtige Maya-Stadt der klassischen Periode, eine Regionalmacht, welche zeitweise mit Tikal im Süden (Guatemala) oder mit Palenque im Norden Krieg führte. Die Stadt ist aber nicht so gut restauriert wie Palenque, uns hat hier vor allem die Natur gefallen - die Ruinen liegen nämlich tief im Urwald. Um sie zu erreichen fuhren wir beinahe eine Stunde in einem schaukeligen Holzboot auf dem Grenzfluss zu Guatemala. Dank dem Urwald auf beiden Seiten und den sich zusammenbrauenden Gewitterwolken war bereits die Bootsfahrt ziemlich eindrücklich.
Angekommen in der Ruine mussten wir erstmal durch ein Maya-Gebäude hindurch laufen, um den Hauptplatz zu erreichen. Hier zeigte sich, dass eine Taschenlampe doch sehr hilfreich gewesen wäre, war es doch stockfinster im Tempelinnern. Durch ein lautes Piepsen wurden wir auf die Anwesenheit von zahlreiche Fledermäusen aufmerksam gemacht, welche hier ihr Zuhause gefunden haben.
Die Ruinen hier sind weniger stark restauriert und wirken so viel ursprünglicher. Allerdings sind sie auch wesentlich kleiner als die von Palenque. Sehr viel mehr beeindruckt haben uns aber die vielen wilden Tiere und die riesigen Urwaldpflanzen. Nach den Fledermäusen sind wir erstmals auf einige Echsen und Frösche gestossen.
Beim Aufstieg zum Tempel 33 auf einem Hügel sahen wir einige andere Touristen aufmerksam in die Baumwipfel starren. Wir gingen natürlich sofort näher und entdeckten tatsächlich eine ganze Familie Brüllaffen in einem Baum direkt über den Ruinen. Diese hier liessen sich noch weniger stören, vor allem die Jungen tollten wie wild im Baum herum ;-).
Später, beim Aufstieg zu einem anderen Gebäude, fauchte uns plötzlich ein Weissrüssel-Nasenbär an. Wir waren natürlich erstmal begeistert schon wieder ein Dschungel-Tier zu sehen und fotografierten es ausgiebig Allerdings sah der Bär ziemlich aggressiv aus und hörte einfach nicht auf zu fauchen. Schlussendlich entdeckten wir ein kleines Nasenbärchen im Gras vor uns. Nun nahmen wir natürlich erst recht Abstand, Daniela konnte sogar die zwei anderen davon überzeugen (trotz der kleinen Kamera) etwas zurück zu stehen. Prompt wurden wir belohnt: Der Nasenbär kam aus dem Busch hervor und holte sein Junges ab, direkt vor unseren Augen!
Auf dem Weg zurück zum Boot raschelte es plötzlich über unseren Köpfen und eine Gruppe von Klammeraffen turnte über uns hinweg! Kurz darauf, wir hatten uns noch nicht von unserem Schreck erholt, raschelte es erneut, diesmal am Boden. Das Geräusch wurde immer lauter und wir bekamen es langsam mit der Angst zu tun - was kam da auf uns zugerannt? Plötzlich brachen zwei Agoutis (eine Art grosse Meerschweinchen) aus dem Gebüsch hervor und rannten über den Weg. Eines schaute sich kurz um und ermöglichte uns ein Foto.
Nach dem erlebnisreichen Besuch der Ruinen von Yaxchilan ging es weiter zu den Ruinen von Bonampak. Diese Stadt war noch kleiner als Yaxchilan. Besonders berühmt an Bonampak sind aber drei Räume mit grossartigen Wandmalereien, deren Farben nach 1300 Jahren immer noch leuchten!