Unser Highlight in Tasmanien war der "Overland Track", eine Mehrtageswanderung im Westen der Insel. Die 65 km lange Wanderung führt von Norden her durch den spektakulären Cradl Mountain - Lake St. Clair Nationalpark, eine eindrückliche Gebirgsregion Tasmaniens. Pro Tag dürfen maximal 36 Leute auf die Wanderung starten, weshalb wir uns rechtzeitig die Bewilligungen sicherten. Die Wanderung kann in fünf Tagen durchlaufen werden, da es aber unzählige Ausflüge auf dem Weg gibt, kann man wesentlich länger im Gebiet verweilen. Wir haben uns 7 1/2 Tage Zeit gegeben, um möglichst viele der spannenden Ausflüge machen zu können.
Wir stellten unser Auto im Lake St. Claire Nationalpark ab und wurden anschliessend zum Ausgangspunkt der Wanderung, der Cradl. Mountain Region chauffiert. Als wir ankamen herrschte perfektes Wetter, ein für diese Region seltenes Ereignis. Regnet es hier doch durchschnittlich an 155 Tagen im Jahr! Wir nutzten die Sonne aus und machten gleich einen kurzen Spaziergang zum Dove Lake, dem berühmten See vor dem noch berühmteren Cradl Mountain.
Am nächsten Morgen brachen wir zur Wanderung auf. Gleich am ersten Tag stand einer der Höhepunkte auf dem Programm: Die Besteigung des berühmten Cradl Mountain. Auf dem Weg dorthin lernten wir eine lustige Wandergruppe aus Queensland kennen, mit welcher wir später einige interessante Hüttenabende verbrachten. Wir genossen es, auf viele Gleichgesinnte getroffen zu sein!
Der Cradl Mountain war der Grund, weshalb heute grosse Teile dieser Wildnis unter Schutz stehen. Ein ausgewanderter Österreicher stieg einmal auf den Berg, blickte um sich und sagte sich: Diese eindrückliche Landschaft muss für die Nachwelt erhalten bleiben! Er baute daraufhin ein Holzhaus in der Nähe und schaffte es tatsächlich, den ersten Nationalpark Tasmaniens zu gründen.
Der Berg sieht tatsächlich sehr speziell aus, er besteht aus kreuz und quer aufeinander liegenden Felsnadeln. Dies macht den Aufstieg natürlich nicht gerade einfacher. Ab der bizarren Landschaft geriet Peter total aus dem Häuschen und tollte eine Weile auf den Felsen herum. Einer der Queenslander war auch total davon begeistert, zusammen erkletterten sie immer abenteuerlichere Steinspitzen.
Nach dem Abstieg ging es weiter über ein Hochplateau. Um die empfindliche Flora und Fauna zu schonen, verläuft fast der gesamte Weg auf aufwändig konstruierten Holzstegen. In den ausgedehnten Sumpf- und Moorflächen lernten wir diese Wegart erst richtig schätzen. Dort wo die Holzlatten zerfallen waren, sanken wir teilweise bis zu den Knien im Schlamm ein!
Die erste Nacht verbrachten wir im Waterfall Valley. Beim Nachtessen wurden wir von einem putzigen Wombat besucht. Er spazierte direkt vor unserem Zelt vorbei! Auf dem anschliessenden Spaziergang im Hochmoor entdeckten wir noch mehr Wombats sowie einige Rotnackenwallabys. Wie überall in Australien muss man auch hier bis Sonnenuntergang warten, um Tiere zu sehen.
Der nächste Tag war sehr gemütlich, keine vier Stunden Marschzeit. Wir erkundeten im Morgenlicht noch einmal das Hochmoor von Windermeere, machten einen Ausflug zum Lake Wil und beschlossen den Tag mit etwas Baden im eiskalten Lake Windermere. Bei der nahe gelegenen Hütte konnten wir erstmals eine der hölzernen Zeltplattformen austesten.
Abends besuchte uns ein Fuchskusu (Brushtail Possum). Nachdem es verschiedene Zelte durchsucht hatte, brachten immer mehr Leute ihr Essen zur sicheren Aufbewahrung in die nahe gelegene Hütte. Auch Wallabies fanden sich zum Grasen ein.
Der zweitlängste Tag des Tracks führte uns zuerst über eine baumlose Hochebene, dann durch dichten Wald, und schlussendlich auf die grosse Lichtung der Pelion Plain.
Peter hatte immer noch Energie, so dass er einen kleinen Ausflug zur alten Pelion Hütte unternahm, vor allem um dort im Fluss zu baden.
Da eine massive Schlechtwetterfront angekündigt war, beschlossen wir in der Hütte zu übernachten, wo wir ein Zimmer mit den Queenslandern teilten. Abends kochten wir alle zusammen und verglichen unsere gefriergetrockneten "Leckerein". Einer hatte sogar getrocknetes Krokodil- und Kängurufleisch dabei!
Nun war die vorausgesagte Schlechtwetterfront tatsächlich eingetroffen: Es regnete in Strömen! Dieser Tag war wirklich miserabel. Der Weg verwandelte sich in einen Bach, weshalb unsere Schuhe nach kurzer Zeit mit Wasser gefüllt waren. Bei jedem Halt begannen wir zu frieren und unablässig prasselte der Regen auf uns nieder.
Wir liessen uns aber auch dadurch nicht vom Fotografieren abhalten. Die Kamera schraubten wir aufs Stativ, ein Beutel schützte sie vor Regen. Für jedes Foto hielten wir einen Hut über die Kamera, fotografierten darunter, trockneten den Fotoapparat anschliessend und stülpten den Beutel wieder darüber.
Leider genossen die Blutegel dieses Wetter, sie fielen gleich in Scharen über uns her. Da wir aber so gut eingepackt waren krochen sie nur auf unseren Kleidern herum. Sie tauchten aber überall auf, einige entdeckten wir plötzlich auf unseren Gesichtern. Dies ist keineswegs harmlos, abends trafen wir eine Wanderin, die von einem Egel ins Auge gebissen wurde!
Am Nachmittag quetschten sich dann alle Wanderer in die kleine Hütte. An diesem Tag wollte kaum jemand Zelten. Nachdem wir den ganzen Nachmittag lang drinnen Karten gespielt hatten, verzogen wir uns nach dem Essen in unser Zelt. Dieses hatte ja bereits viele Male bewiesen, dass es wasserdicht ist.
Der vierte Tag stand ganz im Zeichen von Wald und Wasserfällen. Der Himmel war zwar immer noch verhangen, aber immerhin regnete es nicht mehr. Wir unternahmen zwei Ausflüge zu riesigen Wasserfällen, welche durch den vielen Regen natürlich noch grösser geworden waren. An deren Fuss lag ein moos- und flechtenbewachsener Märchenwald, durch den Nebelschwaden aus der Gischt der Wasserfälle zogen. Abends übernachteten wir in der Bert Nichols Hütte, einem grosszügigen Neubau.
Am zweitletzten Tag wollten wir es nochmals wissen. Laut einem Parkaufseher, den wir unterwegs getroffen hatten, sollte das Wetter nochmals gut werden. So beschlossen wir zur Pine Valley Hütte zu laufen und dort unser Gepäck zu deponieren um anschliessend die Acropolis zu besteigen.
Wir starteten früh morgens im dichten Nebel; dieser löste sich aber bald schon auf.
Das Pine Valley ist ein hübsches, bewaldetes Tal, das seitlich an den Overland Track anschliesst. Wir wanderten durch Wald, über zwei Hängebrücken und ein farbiges Moor zur kleinen Pine Valley Hütte.
Die Acropolis liegt 600 Höhenmeter über dem Pine Valley - für uns kaum der Rede wert, für die nicht so berggewohnten Aussies ein ziemlich heftiger Aufstieg. Bereits der Aufstieg war aber die Mühe wert. Die Landschaft wechselte von feuchtem Urwald mit meterdicken Baumstämmen über einen undurchdringlichen Wald aus eng verflechteten, niedrigen Buchen bis zur Wiesenlandschaft mit einzelnen Eukalyptus-Bäumen. Kurz vor dem Gipfel wurde der Weg dann plötzlich überhängend und man musste über einige senkrechte Felsstufen hochklettern.
Auf dem Gipfel wurde dann sofort klar, warum dieser Berg als einer der schönsten Australiens gilt. Die Aussicht rundherum ist spektakulär und der Berg selbst sieht mit seinen Felszinnen aus wie eine natürliche Burg.
Wir übernachteten wieder in der Hütte, zum Aufstellen des Zeltes waren wir zu faul. Hier trafen wir wieder einige Wanderer vom Vorabend, welche auch den Umweg zum Pine Valley gemacht hatten.
Zum Abschluss des Overland Tracks spazierten wir die letzten Stunden gemütlich zum Lake St. Claire, wo wir auf die Fähre warteten. Unterwegs entdeckten wir noch zwei hübsche schwarze Tigerottern, welche die Morgensonne genossen. Entgegen der allgemeinen Meinung begegnet man auch in Australien nur sehr selten Schlangen und diese flüchten dann meistens auch sofort.
Wir fuhren mit der Fähre zurück zum Parkplatz an der anderen Seeseite. Der Overland Track wurde für uns tatsächlich eines der Highlights von Australien, nicht nur wegen der atemberaubenden Landschaft, sondern auch aufgrund der spannenden Gesellschaft vieler netter Wanderer.
ach einer intensiven Wasch- und Aufräumaktion nach der Wanderung fuhren wir der Nordküste Tasmaniens entlang bis nach Devonport, um von dort aus wieder mit der Fähre zurück zum Festland zu gelangen.