Um Alice Springs liegen die MacDonnell Ranges, parallel verlaufende Hügel aus rotem Sandstein, welche bis 1500 m hoch sind. Ein Teil dieser Hügel ist im West MacDonnell Nationalpark geschützt, welcher vom 223 km langen Larapinta Trail, einem Fernwanderweg, durchquert wird.
Wir haben unsere Rucksäcke gepackt und uns aufgemacht die Sektionen 2 und 3 davon zu laufen. Hier gibt es natürlich keine SAC-Hütten, so dass wir unser Zelt, Schlafsäcke und das Essen für zwei Tage auch mittragen mussten.
Der Wetterbericht hatte Besserung versprochen und so war es dann auch, das Abwarten hatte sich gelohnt, uns erwartete blauer Himmel mit ein paar Wölkchen. Der erste Tag war eher flach, dafür sehr weit. Laut Wegbeschreibung sollte man eigentlich zwei Tage einplanen um diesen Abschnitt komfortabel zu laufen, wir haben unseren Zeltplatz aber dennoch problemlos noch am selben Tag vor Sonnenuntergang erreicht. Um das zu schaffen planten wir den ganzen Tag minutiös durch, inklusive aller Pausen (alle zwei Stunden 15 Minuten).
Der Weg war sehr angenehm und die Landschaft atemberaubend. Nach den ausgiebigen Regenfällen war die Wüste zu neuem Leben erwacht. So weit das Auge reichte erstreckten sich Blumenwiesen, die Luft war erfüllt von den Blumendüften und dem Gezwitscher unzähliger Vögel.
Immer wieder mussten wir Flüsse durchqueren, welche normalerweise kaum Wasser führen, nun aber breit und tief flossen - mit etwas Steinhüpfen haben wir aber alle (fast) ohne nasse Füsse überquert.
Ein Schwarm hunderter Zebrafinken begleitete uns während etwa zwei Stunden auf dem Weg. Sie setzten sich immer wieder auf Äste neben dem Wanderweg und flogen mit lautem Getöse wieder auf.
Daniela hörte plötzlich Wellensittiche. Sie hatte einmal solche Vögel besessen und erinnerte sich noch an ihren Gesang. Bald sahen wir ein Grüppchen und bei jeder Flussüberquerung waren wieder Duzende mehr auszumachen.
An einem Fluss entdeckten wir eine Gruppe von Rainbow Bee-eaters, welche sich gegenseitig wärmten. Wir konnten sie einige Zeit beobachten, wie sie sich auf ein schmales Ästchen drängen wollten, auf dem aber nicht alle Platz hatten.
Der Zeltplatz war hervorragend eingerichtet. Nebst WC hatte es Wassertanks, ein Schutzhaus und sogar zwei fest eingebaute Gas-Herdplatten! Das alles hatten wir für uns alleine. Wir lernten das Häuschen bald schätzen, da es abends eiskalt zu stürmen anfing.
Der nächste Tag begann bereits viel versprechend. Wir wanderten in einer Schlucht entlang eines Flusses, welcher üblicherweise trocken sein sollte - ja mit dem Jahrhundertregen änderte sich einiges. Die Luft war erfüllt mit dem Gezwitscher unzähliger Wellensittiche, wir tauften die Region "das Tal der Wellensittiche". Danach liefen wir wieder durch Spinifex-Gras. Dieses Gras hat einen feinen Stachel am Ende jedes Halms, weshalb wir immer wieder gestochen wurden - sehr unangenehm. Mit der Zeit entwickelten wir aber die richtige Lauftechnik um die meisten Stiche zu vermeiden.
Im Gras leben Heerscharen von Heuschrecken. Diese ziemlich grossen Insekten sprangen immer vor uns auf und flogen dann wie kleine Feen davon. Leider konnten sie im Flug kaum steuern, so dass sie immer mit Bäumen kollidierten.
Nun stieg der Weg an zu einem Bergkamm, an welchem wir für eine Weile entlang wanderten. Die Aussicht war grandios.
Der Abstieg führte durch das "Mesic Gully", eine Schlucht die aussah wie aus einer andern Zeit. Sie war über und über mit Farnen ähnelnden Pflanzen gefüllt, Überbleibsel aus der Zeit der Dinosaurier. Über Felsstufen herab floss ein kleines Bächlein.
Der Rest des Weges sollte laut Beschreibung entlang eines trockenen Bachbettes und durch zwei fast hundertprozentig trockene Wasserfälle führen. Nach all dem Regen hüpften wir von Stein zu Stein im ganz und gar nicht trockenen Bächlein und kletterten neben den hübschen Wasserfällen nach oben. Eine weitere Schlucht hinunter und schon war es geschafft, wir erreichten müde aber glücklich unser Auto.
Wir teilten uns die ungefähr 2500 km Fahrt von Zentralaustralien an die Ostküste in drei Fahrtage auf.
Einen kurzen Stopp machten wir bei den Devils Marbles, den Teufels- Murmeln. Das sind von Sand und Wind geschliffene Granitfelsen.
Eine Nacht campierten wir auf einer Raststätte (in Australien erlaubt) östlich von Tennant Creek, von welcher wir eigentlich gleich bei Sonnenaufgang wieder aufbrechen wollten. Doch vor dem Wassertank gleich neben unserem Auto spielte sich am Morgen ein Spektakel ab, welches unsere Abfahrt gebührend verzögerte. Duzende Vögel kamen zum Trinken und Baden. Zuerst kamen die grösseren Kakadus dran, dann die Tauben, während die winzigen Zebrafinken noch geduldig auf einem Sträuchlein nebenan warteten. Wassertänke und Dämme haben die Verbreitung vieler Tierarten in Wüstengegenden Australien ermöglicht.